Was ist ein Ort?
Eine Stelle, ein Raum, eine Atmosphäre, eine Vorstellung, eine Geschichte? Anfang, Ecke, Ende, Rand, Schneide, Spitze, Stelle, Viertel? Wahrscheinlich all das. Und mehr.
Hier, in unserem Zusammenhang, fragen wir uns dabei auch immer noch spezifischer: Was soll das für ein Ort sein, dieser Kunstverein? Hier in Langenhagen, wenn man so will am Rand, in der Peripherie einer größeren Stadt, an einer großen Durchgangskreuzung, in einer alten Kegelbahn, mit einem großen Fenster zur Straße, gelegen an einem großen Garten mit zwei alten riesigen Kastanien und einer Eiche?
Der Titel der Ausstellung Ein Ort mit vielen Orten geht auf Sumayya Vally und ihre Gedanken dazu zurück, was ein Ort wäre, der ein Bewegen, Schweben, der Vergangenes, ein sich Verändern, eine Vielheit des Raums und des Seins widerspiegeln könnte. Wie könnte ein Ort aussehen, der die sich wandelnden Bedürfnisse, Wünsche und nicht zuletzt auch Erfordernisse der Menschen und Dinge, die dort stattfinden, erfüllen würde?
Was braucht ein Ort wie der Kunstverein Langenhagen, damit dort Zusammenkommen, Gespräche, Ausstellungen, Performances aber auch Arbeiten, Besprechen, Recherchieren, Verwalten, Archivieren oder Kochen, Ausruhen, Erinnern, Entspannen und Träumen und noch mehr möglich wäre? Und wie könnte solch ein Ort zudem an sich eine sinnliche Erfahrung ermöglichen und nicht nur funktionale Lösungen, unsichtbares Medium sein für Bedürfnisse, Erfordernisse und Zwänge?
Ava Binta und Markus entwerfen zusammen mit dem Team des KVL in zwei Setzungen verschiedene Konstellationen für die Räumlichkeiten des KVL. Sie stellen dabei mehr-deutige Raumelemente zwischen Installation, Möbel und Skulptur her, denken mittels Malerei und Stoff über Raum und Architektur nach, geben Übersehenem, Nicht-Anwesendem und Vergessenem einen Platz und probieren damit Konstellationen im Zwischenfeld von Funktionalität, Kunst, Design, Geschichten, Gemeinschaft, Arbeit und Alltag.
Ausgangspunkt dieser Ausstellung war unser bisheriges Jahr an diesem Ort. Im Frühjahr haben wir viel darüber nachgedacht, was es heißen könnte, den Kunstverein abzuschaffen. Also nicht ihn zu schließen, sondern ihn in seinem bisherigen Funktionieren – was dem vieler Kunstvereine gleicht – abzuschaffen und ihn auf ganz andere Arten und Weisen funktionieren zu lassen. Anders zusammen vor Ort zu sein, miteinander zu arbeiten, miteinander zu sprechen, miteinander zu sein, auch mit den Dingen, mit dem Territorium und nicht zuletzt auch mit der Kunst. Wir haben in dieser Zeit viele Gespräche, viele Versuche und viele Pläne gemacht. Im Sommer sind wir dann (im Rahmen von Utopian Institution KVL und Wir wir einander weiter / mehr / nicht begegnen?) noch mehr die Strukturen des Kunstvereins angegangen: die harten und die weichen, mit Gesprächen, mit Workshops, mit Performances, mit Kochen, aber auch mit dem Umkrempeln des bisherigen räumlichen Funktionierens des Kunstverein, indem wir das Büro und das Lager von fast allen Dingen und Objekten leer- und den Ausstellungsraum damit vollgeräumt haben. Und nun, zusammen mit den beiden Künstler*innen Ava Binta Giallo und Markus Zimmermann versuchen wir am Ende des Jahres das Ganze in 1 – 2 – 3 probeartigen Setzungen wieder anders zusammenzubringen.
Termine:
Die erste Setzung wird am 24.10.24 um 19 Uhr im Beisein der beiden Künstler*innen eröffnet.
Die zweite Setzung eröffnen wir mit einem Übergabegespräch zwischen Lotte Lindner & Till Steinbrenner, Anike Joyce Sadiq, Kathy-Ann Tan sowie Ava Binta Giallo und Markus Zimmermann am 3.12.24 ebenfalls ab 19 Uhr. Alle Beteiligten haben in unterschiedlichem Maß bei den Veränderungen des Ortes und der Architektur mitgewirkt, den Raum in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft mit verändert.
Buchpräsentation und Gespräch mit Dr. Rena Onat zu Queeren Künstler*innen of Color im deutschen Kontext: 12.11.24
Weitere Termine und Informationen zur Ausstellung sind auf der Webseite unter www.kunstverein-langenhagen.de zu finden.
Alle Veranstaltungen sind kostenlos.
Ein Ort mit vielen Orten – mit Ava Binta Giallo und Markus Zimmermann
DO 15 - 18 Uhr
SA 15 - 18 Uhr
SO 15 - 18 Uhr
Kunstverein Langenhagen
Walsroder Str. 91A
30851 Langenhagen
Deutschland